Keltologie-Celtic Studies                
 

BIRICIANA

Das Kastell Weißenburg, in der Antike Biriciana genannt, war ein römisches Alen-Kastell, das nahe am Obergermanisch-Rätischen Limes errichtet wurde und im Stadtgebiet von Weißenburg im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen liegt. Der römische Name Biriciana ist durch die Tabula Peutingeriana, der mittelalterlichen Kopie einer spätantiken Straßenkarte, überliefert, doch blieb die genaue Lokalisierung des Ortes bis in das frühe 19. Jahrhundert unsicher. Das Kastell befindet sich in der Flur „Kesselfeld“ am westlichen Rande derStadt. Der Name ‚Kessel-‚ leitet sich vom lateinischen ‚castellum‘ – Kastell, Fort ab.


Bild oben: Kastell Biriciana (mögliches Aussehen/Rekonstruktion)

Bild unten: Lage des Kastells

Geschichte von Biriciana 

Nach der Eroberung der südlichen Frankenalb unter Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.) dehnte sich die Provinz Raetien nach Norden aus. Die erste Anlage hier auf einer Anhöhe der Frankenalb wurde um 90 in leichter Holzbauweise errichtet (ca 2,8 ha). Der Umbau zum Steinkastell erfolgte zwischen 140 und 150/160, wobei alle Tortürme zunächst eine quadratische Form hatten. Frühestens im letzten Viertel des 2. Jrh. wurden die Türme des Nordtores nach außen abgerundet. Mit dem ersten großen Alamanneneinfall im Jahre 233 begann auch der Niedergang des römischen Kastell und der Zivilsiedlung. Nach der Aufgabe des Limes 258/259 verließen die Römer die Ansiedlung und zogen sich wieder hinter die Donau zurück. Kastell und Zivilsiedlung wurde teilweise demontiert und verfielen nach und nach. Im Mittelalter diente beide als Steinbruch für die neue Stadt, bis alles abgetragen war und überwucherte. Erst 1885 wurde das Kastell wiederentdeckt und zwischen 1889 und 1913 wurde es ausgegraben.

Das 3,1 ha große Alenkastell liegt etwa 6 km südlich des raetischen Limes. Es wurde um 90 n.Chr. errichtet und war der Standort der Ala I Hispanorum Auriana, einer 500 Mann starken Reitereinheit aus Spanien. Neben dieser ala ist auch eine Cohors IX Batavorum milliaria equitata schriftlich nachgewiesen. Diese 1000 Mann starke aus Reitern und Fußsoldaten gemischte Truppe war vermutlich erst im 1976 entdeckten zweiten Kastell im Osten der heutigen Stadt stationiert. Dieses Lager war jedoch nur kurzfristig belegt und wurde nach wenigen Jahren spätestens 125 n.Chr. geräumt. Die nächstgrößeren Kastelle in Theilenhofen (Iciniacum) und Pfünz (Vetoniana) konnten über eine Strasse erreicht werden, die alle Limeskastelle miteinander verband.

Bild unten: Thermenkomplex (Mögliches Aussehen/Rekonstruktion)

Im Gefolge der römischen Soldaten befanden sich auch immer Handwerker, Kaufleute und Familienangehörige, die sich hier vor den Toren des Kastell Biriciana niederließen. So entstand mit der Zeit eine zivile Siedlung, die sich in der Folge rasch entwickelte. Davon zeugen die Großen Thermen ebenso wie die im Römermuseum ausgestellten Funde. Zur Blütezeit um 200 wird eine Einwohnerzahl von 2500 angenommen. Aufgrund der weitgehenden Überbauung läßt sich leider kein detaillierter Plan des vicus mehr erstellen. Die großen Thermenanlage wurde 1977 bei Bauarbeiten entdeckt. 1983 wurde der Schutzbau fertiggestellt und die Thermenanlage wird seitdem als Museum präsentiert.

Die Römischen Thermen von Weißenburg – auch Große Thermen genannt – zählen zu den bemerkenswertesten Relikten des römischen Kastells und Vicus Biriciana. Diese Thermen an der Peripherie der heutigen Stadt Weißenburg in Bayern zählen zu den größten und wenigen, die auf germanischem Boden erhalten sind.

Durch Inschriften blieben sowohl die Namen der in Weißenburg liegenden beiden Einheiten als auch die Namen einiger Offiziere und ihrer Dienstgrade erhalten. Ein bis 1892 an der Andreaskirche vermauerter Votivaltar für Jupiter nennt einen Marcus Victorius Provincialis als Truppenkommandeur (Praefectus cohortis) der Cohors IX Batavorum equitata milliaria exploratorum.

I(ovi) o(ptimo) m(aximo) sacrum coh(ors) IX Bat(avorum) eq(uitata) (miliaria) expl(oratorum) cui praeest M(arcus) Victorius Provincialis praef(ectus) v(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito) praeest M(arcus) Victorius Provincialis praef(ectus) v(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito)

Übersetzung: Jupiter, dem Besten und Größten geweiht. Die neunte Batavische teilberittene 1000 Mann starke Aufklärungskohorte, der Kommandeur Marcus Victorius Provincialis befehligt, hat ihr Gelübde gern, freudig und nach Gebühr eingelöst.

Der wohlhabende Decurio (Rittmeister) Primus Saturninus der Ala I Hispanorum Auriana (erste Kavallerie-Einheit der Spanier „Auriana“) ließ sich nach seiner ehrenvollen Entlassung aus dem Militärdienst im ausgehenden 2. Jahrhundert n. Chr. in Celeusum nieder, das nach Fundlage ein ebenfalls bedeutender Ort am Limes gewesen sein muss. Seine 1,22 × 0,5 Meter große Grabinschrift, die einst zu einem entsprechenden Monument gehörte, fand sich 1903 beim Umbau der Pfarrkirche von Pförring und ist heute an der dortigen Sebastianskapelle zu finden:

Prim(us) Saturninus ex dec(urione) al(ae) Auri(anae) m(issus) h(onesta) m(issione) Iul(iae) Victorinae uxo(ri) Prim(ae) Saturninae / [ ---

Übersetzung: Primus Saturninus, ehemaliger ehrenvoll entlassener Rittmeister der Ala Auriana hat seiner Ehefrau Julia Victorina …Pro salu[te An]tonini imp(eratoris) n(ostri) Mercurio sa(crum) Fl(avius) Raeticus optio eq(uitum) al(ae) Aur(ianae) v(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito)Pr[ae]sente et [Ruf]ino co(n)s(ulibus)

Übersetzung: Zu Wohl unseres Kaisers Antoninus. Für den heiligen Merkur hat Flavius Raeticus, Optio equitum der Ala Auriana, sein Gelübde gern, freudig und nach Gebühr eingelöst. Unter dem Konsulat von Praesens und Rufinus.

Im Winter 1867 wurde bei Bauarbeiten an der Eisenbahnlinie Treuchtlingen-Pleinfeld ein Militärdiplom vom 30. Juni 107 für den Soldaten Mogetissa geborgen. Der Boier Mogetissa, Sohn des Comatullus, gehörte gleichfalls der Ala I Hispanorum Auriana an. Mit seiner Entlassungsurkunde konnte er seine Lebensgefährtin Verecunda ehelichen und ihre gemeinsamen Tochter Matrulla legitimieren. Kommandeur der Ala war damals Marcus Insteius Coelenus, Sohn des Marcus, aus der Tribus Palatina.

Namensbedeutung:

Gälisch: {G} bir, bior, bear – Wasser, Quelle, Brunnen;(1)(2)

igh – Bach, kleiner Fluss; an – Wasser;(1)

righe – Feld; Talsohle, Niederung;(1)

ic – heilen, kurieren; ice – Medizin, Heilmittel, Heilung;(1,2) (siehe auch unter meinem Link 'Keltische Gottheiten' die Heilgöttinn ‚Icovellauna‘)

BIRICIANA: Bedeutung 1: ‚An den Heilquellen/Heilwässern‘ – könnte einen Bezug zu den Thermen aufweisen

bzw Bedeutung 2: Am Bach, am Fluss  - Bezug zur Rezat, die in der Nähe vorbeifliesst oder einem anderen Gewässer in der Nähe des Kastells


SUMELOCENNA / SÜLCHEN / ROTTENBURG

Rottenburg am Neckar ist eine Mittelstadt im Landkreis Tübingen in Baden-Württemberg. Sie gehört zur Region Neckar-Alb und zur Randzone der europäischen Metropolregion Stuttgart. Die Römer- und Bischofsstadt liegt am Übergang des Neckars aus dem engen Tal des Oberen Gäus in ein weites Tal zwischen den Höhen des Schönbuchs im Norden und dem Rammert im Süden.

Rottenburg liegt in einer seit vorgeschichtlicher Zeit dicht besiedelten Region und  zählt zu den ältesten Siedlungsplätzen in Baden-Württemberg. Im Umfeld der Stadt gab es  bedeutende Niederlassungen, die in die Jungsteinzeit und Keltenzeit datieren. Auf die Bedeutung einer dieser keltischen Siedlungen weist insbesondere ein im Osten der Stadt aufgefundener großer Friedhof mit zahlreichen Grabbeigaben hin.

Vermutlich um 90 n. Chr. mit der Errichtung des Neckar-Odenwald-Limes unter Trajan kam das Gebiet um Rottenburg unter römische Herrschaft.

Eine Vorgängersiedlung mit dem eindeutig keltischen Namen ‚Sumelocenna‘ lag vermutlich auf oder an dem späteren Stadtgebiet. Der Name weist auf eine hochgestellten Persönlichkeit hin (Erklärung dazu siehe weiter unten).

Die links des Neckars angelegene römische Stadtanlage mit einer Fläche von rund 50 ha entwickelte sich zu einem bedeutenden Gemeinwesen in der römischen Provinz Obergermanien.

Dabei war Sumelocenna in seiner Frühzeit Verwaltungssitz einer kaiserlichen Domäne (Saltus) und wurde vermutlich um die Mitte des 2. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung Hauptort der gleichnamigen Civitas Sumelocennensis.

Sumelocenna auf der Peutingerkarte


Links: Lateinische Inschrift über die Stiftung einer Umfassungsmauer für ein Heiligtum durch die Bewohner von Köngen (vicus Grinario), deren vicus zur 'civitas Sumelocennensis' gehörte.

Die Stadt wurde über eine 7 km lange Wasserleitung mit Quellwasser aus dem Rommelstal versorgt. Im Stadtgebiet gab es mehrere Tempel und öffentliche großzügig angelegte Badeanlagen. Im späten 2. oder frühen 3. Jahrhundert nach Christus wurde die Stadt zum Schutz gegen Angriffe der Alemannen und anderer germanischer Stämme mit einer massiven Stadtmauer versehen. Nur in zwei weiteren Städten in Südwestdeutschland ist eine römische Stadtmauer belegt, nämlich in Ladenburg (Lopodunum) und in Bad Wimpfen im Tal. Die ummauerte Fläche umfasste in Rottenburg wie in Ladenburg rund 32 Hektar.

Nachdem um 260 die Alamannen das Neckargebiet besetzt hatten, blieb die von ihren römischen Bewohnern verlassene Stadt dem Verfall überlassen. Im alten römischen Stadtgebiet sind zwar einige alamannische Sonderbestattungen, aber keine Gebäudereste aus dieser Zeit bekannt.

Die frühmittelalterlichen Siedlungsräume befanden sich nordöstlich der alten Stadt im Bereich von Sülchen und jenseits des Neckars in Ehingen. Dabei war Sülchen der namensgebende Mittelpunkt eines frühmittelalterlichen Bezirks, des Sülchgau. (Weitere Infos zur Stadt und zum Umland siehe Wikipedia)


Der Ortsnamens Sülchen leitet sich wie folgt ab: Von ‚Sumelocenna‘ über die verkürzte Form ‚Sulocenna‘ zu ‚Sülchen‘.

Der spätere Name ‚Rottenburg‘ weist bildlich und allzudeutlich auf die zerstörte, verfallende Stadt hin.

Namensbedeutung:

Gälisch: {G} ‘su’ und auch ‘so’ – Fürwort mit der Bedeutung: gut, hervorragend, vortrefflich, sehr, überaus…;  (2)

{G} suim – Wichtigkeit, Bedeutung;(2) {G} suimeil - bedeutend, hoch gestellt, wichtig, ansehnlich, umfangreich, stattlich, namhaft; (1)

suimeilachd - Ansehen, Achtung, Respekt, Bedeutung, Wichtigkeit;(1) ceann (1), cenn (2) -  Haupt, Oberhaupt, Anführer, Kommandeur;

Aus obiger Ableitung ergibt sich, daß  der keltische Vorgängerort einst schon der Wohnsitz einer hochgestellten Persönlichkeit, eines hochgestellten (Stammes-)Oberhauptes oder  Truppenführers / Kommandeurs war.

Im einige Jahrhunderte später erwähnten ‚Sülchen‘ - ‚Sulicenna‘ steckt auch noch eine keltische Begrifflichkeit:

ON Sulocenna / Sülchen:

{G} sùil = Beachtung, Respekt; sual – berühmt, angesehen, namhaft; sualach - berühmt großartig, vortrefflich;(1)

Die Wortbedeutung von ‚Sülchen ‚ Sulocenna,  Sulicenna‘ entspricht in etwa der Bedeutung von‘Sumelocenna’

Bei der Schlacht von Solicinium im Jahre 368 zwischen Alamannen und dem römischen Reich unter Kaiser Valentinian I. könnte es sich um das alte ‘Sumelocenna’ gehandelt haben.

Quelle: Ammianus Marcellinus: Res Gestae a Fine Corneli Taciti, Libri XXXI (Historiae)

Bild links: Merkurrelief


Argentoratum/Argentorate

Argentoratum/Argentorate ist der Name eines römischen Militärlagers an der Stelle des heutigen Stadtzentrums von Straßburg im Elsass. Das Lager wurde vom römischen Feldherren Drusus im Jahre 12 v. Chr. als militärischer Außenposten angelegt und befand sich ursprünglich auf dem Ostteil der 'Grande Île', einer von zwei Armen der Ill umflossenen Insel. Der Fluss und die umliegenden Sümpfe boten einen idealen Schutz gegenüber Angriffe der umliegenden gallischen Volksstämme. Der Name Argentorate stammt vermutlich von einer in der Nähe oder sogar auf der Insel liegenden befestigten (Vorgänger-)Siedlung eines gallischen Häuptlings, Befehlhabers oder Heerführers.



Bild oben: Römerlager Endausbau in die moderne Stadt eingebettet(28) / Foto: Verlag Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz


Namensbedeutung. {G} àr, àir – 1. Kampf, Schlacht 2. Schlachtfeld;(1) /{G} arg – s.m. Held, Verteidiger, Oberhaupt, Häuptling, Heerführer, Kommandeur; argthoir – Zerstörer, Plünderer;(1)

Kornisch {K} argh – befehlen; arghas – Befehl;(9)

{G} geinn – fest, standhaft, tapfer, stark;(1)

{G} ràth – Lager, Bollwerk, Festung; Dorf, Stadt; Königssitz; Wohnsitz;

Argentorate: Befestigtes Lager/Wohnsitz des tapferen Heerführers/Kommandeurs. Vielleicht ist damit sogar Drusus selbst gemeint?







Drusus-der Ältere


 

AGRI DECUMATES

Als ‚Agri decumates wird gewöhnlich das Land am rechten Rheinufer bezeichnet, das vom Neckar und dessen Zuflüssen bewässert wird, samt dem Schwarzwald, bis hin zur Schwäbischen Alb. Ursprünglich saßen hier keltische Stämme, namentlich benannt die Helvetier, wie Tacitus (* um 58 n. Chr.; † um 120) folgendermaßen vermerkt:

 ..‘Igitur inter Hercyniam silvam Rhenumque et Moenum amnes Helvetii‘ (Tac. Germ. 28,3):                              … So wohnten zwischen dem herkynischen Wald und den Flüssen Rhein und Main die Helvetier…. Tacitus berichtet weiter:

‘..Non numeraverim inter Germaniae populos, quamquam trans Rhenum Danuviumque consederint, eos qui decumates agros exercent. Levissimus quisque Gallorum et inopia audax dubiae possessionis solum occupavere; mox limite acto promotisque praesidiis sinus imperii et pars provinciae habentur.’ Tac. Germ. 29,3.

 „Nicht unter die Völker Germaniens möchte ich die Leute rechnen, die die agri decumates bearbeiten, obwohl sie sich jenseits von Rhein und Donau niedergelassen haben. Die abenteuerlustigsten Gallier, die die Not kühn gemacht hat, haben den Boden, dessen Besitz umstritten war, besetzt; seitdem dann der Limes angelegt und die Grenzwachen weiter nach vorn verlegt worden sind, bilden sie einen      vorgeschobenen Posten unseres Imperiums und einen Teil der Provinz.“

Rechtsrheinisches Gebiet -Agri Decumates

Namensbedeutung: Lateinisch: ager – Feld, Land, Gebiet; Mehrzahl : agri ;(14)

Decumates leitet sich wie folgt ab:

Gälisch {G} déc – zehn;(2);   Bretonisch: dec - zehn;(7)

mat – Maß (Gewichts- und/oder Mengenmaß);(2)

Übersetzung: Zehntäcker, Zehntländer;

Der Begriff Zehnt (lateinisch decem ‚zehn‘) bezeichnet eine etwa 10-prozentige Abgabe von den Erträgen die ein Acker bzw eine Landgut im Laufe des Jahres abwirft. Die Abgabe an den Grundherrn erfolgte in Naturalien oder in Geld.


BORBETOMAGUS

Borbetomagus ist der latinisierte Name einer keltischen Ansiedlung auf dem Gelände der heutigen Stadt Worms in Rheinhessen (Rheinland-Pfalz). Spätestens seit tiberischer Zeit (14–37) ist infolge der Stationierung verschiedener römischer Auxiliareinheiten  dort ein Römerlager mit Zivilsiedlung (vicus) sicher anzunehmen. Zeugnis der Anwesenheit verschiedener Truppen an der römischen Rheintalstraße sind vor allem die Grabsteine der Auxiliarsoldaten, die das Museum der Stadt Worms im Andreasstift beherbergt.

Seit dem 2. Jh. n. Chr. findet sich die offizielle Bezeichnung der Stadt  “Civitas Vangionum” als halbautonomer Verwaltungsbezirknach der in dieser Region ansässigen Vagionen. Die Vangionen waren ein germanisches, stark keltisiertes Volk, das von Caesar besiegt und am linken Rheinufer angesiedelt worden war.

Bereits zu dieser Zeit befindet sich auf dem Domhügel, von einer Mauer umgrenzt, der Tempelbezirk nebst Forum. Die Marktbasilika, eine dreischiffige Halle, bildet quasi das Fundament des späteren Doms. Von anderen öffentlichen Gebäuden fehlt (bis auf den Marstempel in der Südstadt) jede Spur. Badethermen sowie ein Amphitheater sind wohl vorhanden gewesen.


Nach der Vorverlegung der Truppen vom Rhein an den Neckar-Odenwald-Limes war Worms zivil geprägter Hauptort der bereits bestehenden Civitas Vangionum. Neben dem Straßennetz sind Strukturen im Domareal bekannt, die wohl zum Forum und zu einem Jupitertempel gehörten. Mehrere Töpferöfen wurden im Süden der Stadt ausgegraben; im Umfeld einer in der Nachbarschaft anzusiedelnden Ziegelei wurden hier die Wormser Gesichtskrüge hergestellt. Die bedeutendsten Funde stammen jedoch aus den römischen Gräbern.

Weihinschrift an Mars Loucetius

In der Spätantike wurde Worms nach dem Limesfall erneut Grenzstadt; im Kastell waren die milites secundae Flaviae stationiert. Wohl aus valentinianischer Zeit (364–375) stammt die spätantike Stadtmauer, die an der Pauluskirche und nordwestlich des Domareals noch teilweise erhalten ist.

Bis zum Ende des 4. Jhs. wird demzufolge das Kastell und die Stadtbefestigung (römische Stadtmauer) ausgebaut. Siehe links: Teilstücke der römischen Stadtmauer


Die römische Besatzung in Worms behauptet sich bis zur Mitte des 5.Jh.

Der deutsche Name Worms, wie die Stadt seit dem 6./7. Jahrhundert heißt, geht noch auf das gallo-keltische Borbetomagus zurück. Durch einen späteren Lautwandel wurde das anlautende B zu W. So wandelte sich Borbetomagus in der Sprache der germanischen Zuzügler und Siedler im Frühmittelalter schließlich zu Varmacia, Warmazia, Warmazfeld, Wormatia schließlich zu Worms. (Wikipedia)

Das Wormser Kastell-Aus der Notitia Dignitatum (Detail) um 400 n. Chr.

{G} bor – berühmt, hoch, vornehm; / borr – groß, vornehm; 2. herrlich, großartig, vortrefflich, prachtvoll; 3. groß, stattlich, beeindruckend, eindrucksvoll, großartig;

{G} borr – groß, weiträumig, ausgedehnt;(2)

{G} beatha - Viktualien , Lebensmittel, Proviant, Verpflegung, Nahrung(smittel);(1)

{G} magh – Feld, Ebene,flaches Gebiet;(1) /  {G} mag – ebenes Gelände, offener, unbebauter Landstreifen;(2) / màg – s.f. anbaufähiges, kultivierbares Feld;(2)

{G} màg – im engeren Sinn eine ebene Fläche oder ein Anger bei einem Fort, einer Siedlung ;(2)

BORBETMAGUS: "Grosser Marktplatz/Handelsplatz/Warenumschlagsplatz für Lebensmittel, Nachschub bzw. Proviant

LOSODICA

Das Kastell LOSODICA war ein kurzfristig belegtes römisches Kohortenkastell nördlich von Munningen, einer Gemeinde im Landkreis Donau-Ries, Bayern. Die Fortifikation wurde um 90 n. Chr. in der nordöstlichen Randzone des Nördlinger Ries gegründet. Nach dem spätestens 110 n. Chr. erfolgten Abzug der Garnison entwickelte sich an diesem Platz ein ziviler Straßenvicus, der mit dem Limesfall um die Mitte des 3. Jahrhunderts unterging.

Der mit fruchtbarem Löß verfüllte Explosionskrater des Ries wurde schon früh zu einem bevorzugten Siedlungsraum für Ackerbauern. Auch um Munningen lassen sich verschiedene vorgeschichtliche Fund- und Siedlungsstellen nachweisen. Das flache Becken der Riesebene, das die Schwäbische von der Fränkischen Alb teilt, ermöglichte zudem rasche Verbindungen durch diese Mittelgebirge und vereinfachte Kontakte zwischen dem Alpenvorland und Mittelfranken. Diese geographischen Vorzüge waren den Römern bereits bekannt, als die ersten Donaukastelle in spättiberisch-frühclaudischer Zeit errichtet wurden. Denn mit diesen Anlagen entstand auch die über die Alpen verlaufende Via Claudia Augusta, eine bedeutende römische Fernstraße, die über Augsburg bis zum Kastell Burghöfe an der Donau reichte, einem Truppenstützpunkt, der dem Zugang zum Riesbecken gegenüber lag.

Kastell Munningen wurde auf einer flachen, zu allen Seiten hin abfallenden Bodenerhebung nahe dem Nordostrand des Riesbeckens gegründet. Die Wörnitz, ein Nebenfluss der im Süden verlaufenden Donau, befindet sich etwa 300 Meter östlich des Garnisonsorts. In der südlich des Kastells gelegenen Niederung fließt der Grimmbach, in der nördlich gelegenen der Mühlbach zur Wörnitz hin. Der hochwassersicher gewählte Kastellstandort erhebt sich lediglich rund neun Meter über dem Wasserspiegel des Flusses, doch beherrscht er das weite Umland.

Aufgrund seiner Fruchtbarkeit zielte die frühe römische Besatzungspolitik nördlich der Donau unter anderem auf eine Sicherung des Riesbeckens. Mit der Errichtung eines keilförmigen Bogens aus Militärposten zwischen dem Kastell Urspring über Kastell Pfünz bis zum bereits im Frühjahr 80 n. Chr. gegründeten Kastell Kösching sollte die Rieser Siedlungskammer der Provinz Rätien hinzugefügt werden. Kastell Pförring kam laut Keramikdatierung erst während der Regierungszeit des Kaisers Trajan (98–117) dazu. Ungefähr gleichzeitig mit Munningen entstanden im Vorfeld des Riesbeckens weitere Kastellanlagen wie die domitianischen Kohortenkastelle Gnotzheim und Weißenburg und das wohl Gnotzheim unterstellte Numeruskastell Unterschwaningen.

 Auch das westlich vom Ries gelegene Kastell Oberdorf wird dieser Zeitstellung zugeschrieben. Auf der südlichen Achse dieses über die Donau geschobenen Keils, an dessen Spitze Unterschwaningen lag, stand mittig das Kastell Burghöfe mit der Via Claudia Augusta. Die Kette aus Garnisonen sicherte nun die zivile Aufsiedlung des Rieses.

Es wird angenommen, dass das Kastell Ruffenhofen erst in einer zweiten Ausbauphase hinzukam, um eine Lücke in diesem keilförmigen Bogen zu schließen. Zu dieser Zeit ist Munningen, das nun im Limeshinterland lag, als Garnisonsstandort aufgegeben worden.

Durch die eindeutige Stratifizierung gesicherter Funde aus dem Kastellgraben lässt sich das Ende der Anlage datieren. Einen Terminus ante quem gibt die geborgene spätsüdgallische Reliefsigillata aus Banassac. Diese fand sich in der jüngsten Verfüllschicht des Grabens und war offensichtlich schon durch Bewohner des nachkastellzeitlichen Straßendorfs in den Boden gekommen. Diese letzte Verfüllung war, wie ihr torfiger Inhalt zeigte, noch längere Zeit nach dem Abzug des Militärs als sumpfiger Streifen offengestanden (Graben C). Der dort von den Vicusbevölkerung entsorgte Abfall umfasste bemerkenswert viele Keramikscherben teils einheimischer Machart, die sich oft noch zu vollständigen Gefäßen zusammensetzen ließen. Nach Baatz kann die Sigillata aus Banassac in die Jahre zwischen 100 und 110 n. Chr. verordnet werden. Zu diesem Zeitpunkt war das Kastell bereits wieder verlassen. Wie die Schichtbeobachtungen im Lagerinneren zeigten, hatten die Soldaten die Innenbebauung friedlich geräumt, anschließend niedergelegt und das Gelände zuletzt ausplaniert. Möglicherweise wurde die Truppe an die neue, nördlicher angelegte Grenzlinie vorverlegt. Baatz nahm an, dass die Besatzung das Holz-Erde-Lager von Theilenhofen errichtete. Nach dem Untergang des Kastells entstand an diesem Platz ein römisches Straßendorf entlang der Trassen nach Gnotzheim und Ruffenhofen. Dieser Ort könnte unter dem Namen Losodica bekannt gewesen sein. Auf der Tabula Peutingeriana, der mittelalterlichen Kopie einer spätrömischen Straßenkarte, liegt dieser Name zwischen dem nicht eindeutig identifiziertem Septemiaci und Medianis (Kastell Gnotzheim). Nach Septemiaci sind es sieben (≈ 10,37 Kilometer), nach Medianis elf römische Meilen (≈ 16,30 Kilometer). Steingebäude im Bereich des ehemaligen Kastells sind für diese Ortschaft ebenso dokumentiert wie angeackerte Brandgräber an der Ostseite des Vicus. Spuren von Metallverarbeitung deuten genauso auf wirtschaftliche Tätigkeiten der Bewohner hin, wie ein Geschirrdepot aus Rheinzaberner Terra Sigillata, das offensichtlich während der Markomannenkriege (166–180) mitbetroffen war. Weitere Spuren von Brand und Zerstörung in der Zeit um 170 n. Chr. fanden sich auch bei den Untersuchungen des Jahres 1971. Die weitere Geschichte des Dorfes ist nur schwer greifbar, da der Ackerbau die jüngeren Schichten zerstört hat. Überlegungen, ob es in Munningen eine höhere Verwaltungseinheit oder eine Straßenstation (Mansio) gab, sind spekulativ. Zwei größere Steinfundamente auf dem Kastellgelände, die Eidam 1906 anschnitt, könnten darauf hindeuten, dass in Munningen Speicherbauten zur Lebensmittellagerung für die Grenztruppen existierten. Eine militärische Neunutzung von Teilen des Kastellgeländes wäre damit gegeben. Nach den Zerstörungen der Markomannenkriege kam es zu einem Wiederaufbau, da aus Spolien ein mit starken Fundamenten gegründeter, rechteckiger Saalbau errichtet wurde, der eine als Vorhalle konzipierte Portikus besaß. Die letzte Fundmünze, die möglicherweise in Zusammenhang mit dem Vicus steht, ist während der Regierungszeit von Kaiser Philippus Arabs (244–249) geprägt worden. Spätestens mit dem Limesfall 159/260 n. Chr. wurde der Ort endgültig zerstört. Nahe am Kastell wurde ein gallorömischer Umgangstempel freigelegt und rund 20 Meter südlich davon zeigten sich die Fundamente eines mehrphasigen Steingebäudes. Dort fanden sich unter anderem die Reste einer Lorica Segmentata, zwei Köpfchen kleiner steinerner Statuetten, stark zerstörte Reste zweier Inschriftentafeln und große Mengen verbrannter Tierknochen. Möglicherweise hatte der Bau eine öffentliche Funktion. Weitere Dendrodaten aus dem Vicus sind aus den Jahren 104 ± 10, spätes Frühjahr 113 (Brunnenkasten), 117 (Holzfass, sekundär in einem Brunnen verbaut) und 119 n. Chr. (Holzfass, sekundär in einem Brunnen verbaut). Des Weiteren lieferten die Brunnen Daten aus dem Jahr 107 n. Chr. sowie aus der Zeit um 144 ± 8 n. Chr.

Erst im 6. bis 7. Jahrhundert sind erneut Siedlungsspuren an diesem Platz belegt. Im Nordteil des einstigen Vicus wurden bei der Untersuchung des Kastells durch Eidam Teile eines alamannischen Reihengräberfelds aufgedeckt. 40 Gräber konnten identifiziert werden, von denen im Herbst 1906 insgesamt 30 Gräber systematisch ergraben wurden. Im September 1909 untersuchte der Historische Verein Dillingen sechs weitere Gräber. Einen 1906 aufgedeckten Goldmünzenfund beschrieb der Numismatiker Julius Cahn (1871–1935) im Jahr 1930. In Grab 1 fanden sich in den Resten einer Tasche neun Goldmünzen. Neben einer Münze aus der Regierungszeit des oströmischen Kaisers Tiberius Constantinus (578–582) waren die übrigen Stücke barbarische Nachbildungen oströmischer Solidi und Tremisses Teile des Gräberfeldes wurden auch 1971 angeschnitten.

Bedeutung des Namens: Gälisch {G} Irisch: lois [los] – Wasser;(12) / Gälisch {G} tigh, taigh – Haus;(1) / dig – 1.Graben, Kanal; 2.Erdwall, Aufschüttung, Damm;(1)

digh – Wall, Bollwerk;(1) / Englisch : dike – Damm, Kanal, Graben; /  loss – Abgang, Vernichtung;

LOSODICA: Bedeutung 1. Am Wassergraben. Die Gräben es ehemaligen Kastells standen nach Abzug der römischen Besatzung noch einige Zeit als sumpfiger Wasserlauf offen.

 Bedeutung 2. Am alten (Kastell-)Graben 

ICINIACUM

Das Kastell Theilenhofen, in der Antike Iciniacum genannt, ist ein römisches Militärlager nahe am Obergermanisch-Raetischen Limes und liegt nordwestlich des Dorfes Theilenhofen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen in Bayern. Die wahrscheinlich für rund 480 Infanteristen und 128 Reiter (Cohors equitata) zur Grenzsicherung errichtete Befestigung ging mit dem Limesfall um die Mitte der 250er Jahre n. Chr. unter.

Das für die Bewachung des Grenzgebietes zuständige Kastell lag in der flachen Mulde eines rund 90 Meter über dem Tal der Altmühl stehenden Hochplateaus, am oberen Ende des kleinen, von Westen kommenden Echerbachtales. Seine Reste befinden sich rund 600 Meter nordwestlich des Dorfes Theilenhofen in der Flur „Die Weil“. Beim Flurnamen „Weil“ handelt es sich um eine verschliffene Form des lateinischen 'villa' in der Bedeutung 'Dorf'. In der Flurlage 'Auf der Weil' liegt ebenfalls das ehemalige Kastells 'Mediana' bei Gnotzheim.  Die rätische Mauer ist von Iciniacum  rund 2,2 Kilometer entfernt. Am Rand der nicht mehr sichtbaren Umwehrung des Kastells verlaufen Feldwege; Bäume markieren die Ecken der Befestigungsanlage. Die Lage war so günstig gewählt, dass man von einem Turm der Anlage Signale von neun bis zehn Wachtürmen am Limes erfassen konnte und auch sonst einen weiten Rundumblick auf das angrenzende Land hatte.

Nach der von Franz Herzig vorgenommenen dendrochronologischen Datierung des ersten Theilenhofener Militärbades in das Jahr 126 n. Chr., kann davon ausgegangen werden, dass auch das Steinkastell um diese Zeit, noch während der Regierungszeit von Kaiser Hadrian (117–138), entstand.

Als gesichert gilt außerdem, dass spätestens in der ersten Hälfte der Regierungszeit des Kaisers Antoninus Pius (138–161 n. Chr.) die einst in Braga in Nordportugal aufgestellte Cohors III Bracaraugustanorum Stammeinheit in Iciniacum wurde und bis zum Untergang blieb. Ein 2008 in Nördlingen entdecktes Fragment eines Militärdiploms stammt aus dem Jahr 156 n. Chr. und könnte diese Datierung noch etwas früher anberaumen.

Zu welchen Zeiten die mehrmals zwischen Rätien und anderen Provinzen wechselnde Truppe in Theilenhofen stationiert war, ist bisher ungeklärt. Zeugnisse für die Existenz der Cohors III Bracaraugustanorum dort sind neben Ziegelstempeln ein Altar für die Göttin Fortuna balnearis sowie ein aufgefundener prachtvoller Offiziershelm. Da der Helm der Kavallerie zuzuordnen ist, Inschriften von Turmae (Schwadrone) sprechen und das Steinkastell besondere Maße aufweist (196 × 144 Metern[8] = ca. 2,8 Hektar), gilt es als sicher, dass die für Theilenhofen überlieferte Kohorte eine gemischte Einheit mit Kavallerie und Infanterie (Cohors equitata) gewesen sein muss, wie dies auch im östlich gelegenen Kastell Pfünz der Fall war. Sowohl die Grabungen Eidams als auch die Magnetfeldmessungen kamen zu dem Ergebnis, dass das Kastell abgebrannt ist.

Kastellbad (Bild unten)

250 Meter westlich des Kastells, von der Südwestecke des kurzfristigen Lagers durch eine moderne Straße getrennt, liegen neben einem Fischweiher die restaurierten Mauerstümpfe des Militärbades (Balineum). Es wurde vermutet, dass sich die ungewöhnlich große Entfernung zur Garnison aus den lokalen Wasserverhältnissen ergab. Von den beiden ergrabenen Bauphasen der Therme wurde die letzte konserviert. Im Jahr 2002 wurde eine dendrochronologische Datierung vorgenommen. Die aus dem teilweise in Holz ausgebauten älteren Bad stammende Probe fällt in das Jahr 126 n. Chr. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass der Bau des ersten Theilenhofener Militärbads in dieses Jahr fällt.

Die heute sichtbaren, 16,5 × 28,5 Meter großen Überreste sind in der Art römischer Reihenbäder ausgeführt. Es lassen sich sieben Räume ausmachen. Betreten wurde die Therme, deren Boden mit qualitätsvollem Solnhofener Plattenkalk ausgestattet war, von der Nordseite. Dort befand sich ein Korridor, der gleichzeitig ein Auskleideraum (Apodyterium) war. Dort fand man 1970 einen Weihestein an die Göttin Fortuna, der in die Jahre 140 bis 144 datiert wird mit folgendem Text:

Fortun(ae) Aug(ustae) sacrum coh(ors) III Br(acaraugustanorum) cui prae(e)st Vetelli(us) v(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito)

Übersetzung: Der Fortuna Augusta geweiht / Die 3. Bragaer Kohorte, welche Vetellius befehligt, hat ihr Gelübde gern, freudig und nach Gebühr eingelöst.

Vielleicht ebenfalls aus dem Bad stammte ein 1820 „auf der Weil“ entdecktes Relief, das einen Flussgott zeigte. Dieser Stein, der sich einst im Kreis- und Stadtmuseum von Ansbach befand, ist heute verschollen.

Links: Kavalleriehelm (Fund im Umfeld des Lagers)

Bedeutung des Namens: Gälisch {G} i, igh – kleiner Wasserlauf, Bach;(1)

Gälisch-Manx {G} kion – Kopf, Haupt, auch in der Bedeutung Kopf = Quelle eines Gewässers (head of a stream-Quelle eines Baches) ; chione – Haupt, Ende;(11)

Sanskrit {S}: áccha – als Adverb: nahe bei;(10)

Gälisch {G} aicce –  Nähe, Lage, Umgebung;(2) / aice – Nähe, Nachbarschaft;(1)



Karte oben: Quelle am Kastellbad von Iciniacum                     ICINIACUM: (Nahe) am Kopf, an der Quelle des Baches (gelegen)



STIMM

Das Kastell Oberstimm war ein römisches Kohortenkastell bei Oberstimm, einem Ortsteil des Marktes Manching im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm, Bayern. Die Anlage wurde von den Römern zunächst zur Sicherung des Donaulimes errichtet und nach der Vorverlegung der Grenzanlagen verstärkt als Nachschub- und Versorgungsbasis genutzt. Nachdem bereits die Kaiser Tiberius (14-37) und Caligula (37-41) die Sicherung der oberen Donau begonnen hatten, wurde unter Kaiser Claudius (41-54) mit der Errichtung des Kastells Oberstimm um 40 n. Chr. diese zum Abschluss gebracht. Es ist nicht nur eines der ältesten Kastelle in Rätien, sondern zu seiner Zeit auch die östlichste Garnison an der oberen Donau.

Die Römer nutzten bei der Errichtung des Kastells die bereits von den Kelten angelegte wegetechnische Infrastruktur und errichteten die Anlage an der Kreuzung zweier wichtiger Verkehrsverbindungen. Eine Trasse verlief auf der südlichen Niederterrasse der Donau von Westen nach Osten, die andere querte als Furt den Fluss von Norden nach Süden. Die Garnison lag mit ihrer Westfront fast unmittelbar am südlichsten Donauarm des zu dieser Zeit stark verästelten Stroms.

Für die Provinz Rätien zeigt sich, dass nicht nur Legionen Flottenabteilungen gehabt haben müssen, sondern anscheinend auch Auxiliareinheiten da 1994 beim Auxiliarkastell Oberstimm zwei römische Schiffe ausgraben werden konnten. Die zwei etwa 15 Meter langen Militärschiffe stammen aus der Zeit um 100 n. Chr. Die Wracks waren 1986 in einem verlandeten Seitenarm der Donau im Manchinger Ortsteil Oberstimm entdeckt worden. Die dendrochronologische Eichenholzuntersuchung datiert die beiden Ruderfahrzeuge in die Jahre 90 n. Chr. ± 10 und 102 n. Chr. ± 10 Jahre.

Während der Antike bildete die Donau in diesem Abschnitt eine weite Flussschleife. Die rund 850 Meter nordwestlich vorbeifließende Sandrach nutzt heute stellenweise noch das Bett des ehemaligen Donauarms.  Der Verlauf der alten Flussschlinge am Kastell I zeichnet sich noch als Bewuchsbild in Luftbildern ab. (Wikipedia)


Der Name Ober- bzw. Unterstimm leitet sich von dieser Donauflussschleife ab:

Kornisch {K} stumm ['stym:] – Drehung, Biegung, Kurve; / stumma ['stym:a]-v. sich winden, drehen, krümmen, biegen;

stumm lyn - Altwassersee , ox-bow lake (siehe in Wikipedia unter ‘ox-bow lake);



PYRENE

Die ältesten Quellen über Kelten finden wir bei dem griechischen Geschichtsschreiber Herodot von Halikarnassos (* 484 v. Chr., † 425 v. Chr.). Er lokalisiert eine Stadt namens Pyrene im Keltenland am Oberlauf der Donau: .. ‚ Denn der Istros (Donau) entspringt bei den Kelten und der Stadt Pyrene und strömt mitten durch Europa hindurch…‘ (Herodot II 33).

Ein möglicher Kandidat für den Standort des von Herodot erwähnten Pyrene ist die frühkeltische Siedlung Heuneburg an der oberen Donau bei Hundersingen (Landkreis Sigmaringen). Hier befanden sich ein hallstattzeitlicher „Fürstensitz“ und 50 Hügelgräber in der näheren Umgebung, außerdem eine Reihe von Ringwällen und Keltenschanzen im Umland. Funde von Bernstein und griechischer Töpferware auf der Heuneburg sind nur ein Indiz für die donauseitige Handelsstadt. Auch die hohe Bevölkerungsdichte der Heuneburg mit einer Produktionsleistung, die weit über dem Eigenverbrauch lag, ließ die Heuneburg-Kelten nicht nur reich werden, sondern verstärkt den Verdacht, daß die Stadt in ihrer Blütezeit ein wichtiges Handelszentrum war.


Das frühkeltische Gräberfeld ‚Bettelbühl‘ liegt etwa zweieinhalb Kilometer südöstlich der Heuneburg in der hier breiten, ebenen Donauaue. Dort wurde unter anderen  ein vier mal fünf Meter großes Kammerschachtgrab des 6. Jahrhunderts v. Chr. mit reichen Beigaben aus Gold, Bernstein, Gagat und Bronze entdeckt.  Dabei wurden zwei weibliche Skelette freigelegt. Das eine war sehr reich geschmückt und wird daher einer „Keltenfürstin“ zugeordnet. (Bild links: Kreise markieren die Lage der Grabhügel/Gräber)

Die älteste nachgewiesene Besiedlung auf der Heuneburg fand in der Mittelbronzezeit, also im 15. bis 13. Jahrhundert v. Chr. statt, als der Bergsporn durch Anlage von mächtigen Wall- und Grabenanlagen so umgeformt wurde, dass er für eine leichte Verteidigung noch besser geeignet war. Anschließend wurde das gerade einmal zwei Hektar große Plateau mit einer Holzkastenmauer befestigt. Mit dem Beginn der Urnenfelderzeit im 12. Jahrhundert v. Chr. wurde die Siedlung wieder verlassen, ohne dass Spuren einer Zerstörung gefunden wurden. Besonders herausragend ist aber die hallstattzeitliche befestigte Siedlung:

Um 600 v. Chr. entstand hier ein so genannter Fürstensitz der Hallstattkultur. Neue Forschungen zeigten, dass zu der Burganlage selbst noch umfangreiche Außensiedlungen gehörten, die wohl ebenfalls befestigt waren. Die Einwohnerzahl betrug auf ihrem Höhepunkt im Zentrum rund 4.000 und mit dem Umland insgesamt rund 17.000 Menschen. Funde mit reichhaltigen Grabbeigaben eines zweijährigen Kindes (etruskische Goldanhänger und Goldfibeln) deuten auf eine stärker gegliederte Sozialstruktur der Kelten hin. Die dazu notwendige Arbeitsteiligkeit belegen Indizien für Werkstätten oder gar Handwerkerviertel, die nicht mehr nur für den Eigenbedarf produzierten. Die Handwerkerviertel befanden sich im Südosten der Burg. Hier wurden Metallobjekte aus Bronze und Eisen hergestellt, die auch zum Export bestimmt waren.

Eine Vielzahl an Funden bezeugt die Handelskontakte zu anderen Völkern und Kulturen: griechische Importe, Bernstein von der Ostsee, Hörnchenfibeln aus Slowenien sowie Transportamphoren aus Marseille.(Wikipedia)

Bild links oben: Schmuckstücke aus dem 'Fürstinnengrab'

Bild links unten: Restaurierte Pferdemaske aus den Grabfunden

Mögliche Bedeutung des Ortsnamens ‚Pyrene‘:

Das Ypsilon (in Pyrene) ist der erste Buchstabe, den die Griechen ihrem Alphabet hinzufügten. Sie nahmen dafür eine Variante des phönizischen 'Waw', nachdem die andere Variante bereits für das Digamma gebraucht wurde. Im Frühgriechischen war der Lautwert des Ypsilon der Vokal [u].

Sanskrit: pur – Burg, Festung, Stadt; rajan – 1. König; 2. vornehmer Krieger, edler Herr; rajya – königlich; rajni – Königin;(10)  / Old Marathi: pura – Stadt; rae, rana, raya – König; 2. Schutzherr;(38)   

PYRENE: Stadt / Burg des Königs bzw. der Königin

Zum zur Burg gehörendem Gräberfeld „Bettelbühl“:

Kornisch: bedh – Grab, Grabmal, Grabstätte;(9)(3)

Walisisch: bedd- Grab, Grabstätte, Grabkammer; tal –hoch, groß ;(5)

Althochdeutsch ‚buhil‘, Mittelhochdeutsch ‚bühel‘: Hügel, Anhöhe

BETTELBÜHL= Großes Grabmal, Grabhügel;

Die Grabhügel waren wahrscheinlich noch über Jahrhunderte im Gelände sichtbar und es war in der Bevölkerung bekannt, daß hier Grabstätten existierten.   

MATTIUM

Mattium war ein Hauptort („caput gentis“ nach Tacitus) des westgermanischen Volksstammes der Chatten, wahrscheinlich auf dem Gebiet des heutigen Schwalm-Eder-Kreises in Nordhessen (siehe Karte links). Tacitus beschrieb in seinen Annalen die Zerstörung Mattiums durch den römischen Feldherren Germanicus im Jahr 15 n. Chr. im Zuge der Germanicus-Feldzüge.

Das chattische Siedlungsgebiet grenzte im Osten an das der Hermunduren und im Norden an das der Cherusker, im Westen an das der Marser und im Süden an das Römische Reich. Erstmals erwähnte der Geograph Strabon die Bauernkrieger Chatten. Durch ihre Nachbarschaft und zahlreichen Gefechte mit den Römern im Süden, aber auch durch die Beteiligung an der Varusschlacht, gingen die Chatten in die Geschichte ein. Strabon erwähnt eine Tochter des Chattenfürsten Ucromirus sowie eine chattische Priesterin namens Libes, die bei dem Triumph des Germanicus im Jahre 17 n. Chr. als Gefangene mitgeführt wurden. Tacitus erwähnt die Chattenfürsten Arpus und Agdandestrius, der sich Tiberius gegenüber zum Giftmord an Arminius bereit erklärt habe, sowie im Zusammenhang mit der Bitte der Cherusker um Einsetzung eines Königs im Jahr 47 n. Chr. einen Actumerus, der der Generation des Arminius angehören dürfte. Hauptquelle für die Existenz eines Ortes Mattium ist dessen Erwähnung bei Tacitus.

Die Niederlage der römischen Legionen unter Publius Quinctilius Varus 9 n. Chr. und der Sieg des Arminius in der Schlacht am Teutoburger Wald bedeutete für die Chatten nicht das Ende der Bedrohung durch die Römer. Tiberius stieß 10 n. Chr. erneut zum Rhein vor und sicherte die römischen Stellungen. 13 n. Chr. wurde Tiberius durch Germanicus abgelöst. Dessen Heer wuchs auf die größte Truppenstärke an einer Reichsgrenze Roms an. Nunmehr waren acht Legionen in Germanien stationiert. Die Chatten drangen unterdessen bis in die Wetterau vor.

Germanicus entschloss sich zu einem Gegenschlag, der zugleich eine Vergeltung für die Teilnahme der Chatten an der Varusschlacht sein sollte. Mit vier Legionen und 10.000 Mann Hilfstruppen folgte er 15 n. Chr. von Koblenz der bronzezeitlichen Lahnstraße, die an der Ohmmündung die Lahn verließ und in nordöstlicher Richtung in die Weserstraße mündete. Begünstigt durch anhaltende Trockenheit konnte Germanicus überraschend in das Zentrum des chattischen Siedlungsgebietes um das heutige Fritzlar einfallen. Den Legaten Lucius Apronius ließ er zum Anlegen fester Wege und Schlagen von Brücken zurück, da er für den Rückmarsch ein Ansteigen der Lahn erwartete. Gleichzeitig beorderte Germanicus den Legaten Caecina mit dem niederrheinischen Heer in Stärke von vier Legionen und 5.000 Mann Hilfstruppen nach Haltern am See, mit dem Ziel, über den Hellweg die Cherusker und Marser daran zu hindern, die Chatten im Kampf gegen die Römer zu unterstützen.

Dieser plötzliche, unerwartete und schnelle Vorstoß überraschte die Chatten, die keine organisierte Gegenwehr außerhalb ihrer Hauptsiedlungen mehr leisten konnten. Lediglich eine Mannschaft junger Chatten versuchte den Übergang der Römer über die Adrana (Eder) zu verhindern. Sie durchschwammen den Fluss, wurden aber durch den Einsatz der römischen Wurfmaschinen und Pfeilschützen zurückgeschlagen.

Als Friedensbemühungen scheiterten, schlossen sich einige Chatten den Römern an, der größte Teil verstreute sich in die umliegenden Wälder. Es wurde nicht weiter gekämpft, und Mattium war preisgegeben. Germanicus äscherte es ein und ließ das Land verwüsten. Auf dem Rückmarsch zum Rhein wurden die Römer laut Tacitus nicht weiter angegriffen. Für Germanicus war die Zerstörung Mattiums ausreichender Anlass, seinen Vorstoß in Rom als Sieg in einer großen Schlacht anerkennen zu lassen.

Möglicherweise leitet sich der Name der Mattiaker vom Ort Mattium ab. Dies wird neben der Ähnlichkeit des Namens aus der Erwähnung des Stamms direkt nach den ebenfalls von den Chatten abgespaltenen Batavern bei Tacitus geschlossen. Die Mattiaker saßen im Gebiet um das heutige Wiesbaden (Mattiacum oder Aquae Mattiacorum), das in römischer Zeit zum Hauptort der Civitas Mattiacorum wurde.

Mattium konnte bis heute nicht exakt lokalisiert werden, es wird jedoch allgemein angenommen, dass es sich irgendwo in Nordhessen befand, vermutlich in der Gegend nördlich von Fritzlar, da Germanicus vor der Zerstörung von Mattium noch die Eder überquerte. Lange hatte man Mattium mit der Altenburg bei Niedenstein gleichgesetzt. Diese These gilt jedoch als widerlegt, da die Zerstörung der Altenburg und das Ende der Besiedelung auf die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts datiert werden konnten.

Aus dem archäologischen Fundmaterial der Epoche ist eine genaue Identifizierung Mattiums mit einer eisenzeitlichen Siedlung oder Befestigung bislang nicht möglich. Die wenigen Hinweise stammen aus der Sprachforschung und verweisen auf die Orte Metze und Maden sowie den Bach Matzoff, von denen man annimmt, dass sie sich von Mattium herleiten. Unklar bleibt auch, ob der Begriff caput gentis bei Tacitus ein religiöses, wirtschaftliches oder politisches Zentrum oder lediglich eine große Siedlung beschreibt.

Einige Historiker nehmen daher an, dass es sich bei Mattium nicht um eine begrenzte Örtlichkeit, sondern um ein größeres Gebiet handelte, das aus diversen Einzelgehöften und Fliehburgen mit Ringwällen bestand und vermutlich die Ebene von Maden, mit der Mader Heide, und Metze umfasste. In diesem Gebiet befanden sich dann die wichtigsten religiösen, politischen, rechtlichen Stätten und Einrichtungen der Chatten.(Wikipedia)

Mattium / Mattiaker / Gundomad – Gundomad (* vor 354; † 357; auch Gundomar, lat. Gundomadus) war alamannischer Kleinkönig eines Volksstammes / Personenname 'Matto' usw sind ableitbar von:

Sanskrit: {S} máh – groß, mächtig; máhas – Größe, Macht, Fülle; mahát – Großes, Größe, Macht; mahatā – Größe;(10)

OldMarathi: matha – Kopf, Oberhaupt; mathi – Anführer, Oberhaupt;(38) / Bengali: math - Kopf, Spitze, Höhepunkt;(52)

Gälisch {G} mata – groß; math – Edelmann, Held, Recke; math – bedeutet unter anderem auch: mächtig, fähig, stark, machtvoll, Authorität besitzend;(1)

tiaghas - herrschaftlicher Wohnsitz;(1)

Kornisch {K} ti – Haus; tus [ty;z] – Leute , Personen, Menschen; (9)  / ti – Haus; ties – Leute, Personen;(3)

MATTIUM: Wohnsitz des Helden; Hauptort/Wohnsitz des (Stammes-)Oberhauptes; MATTIAKER: Leute vom  herrschaftlichen Wohnsitz, Leute, die am Hauptort des (Stammes-) Oberhauptes wohnen/wohnten;     

MARCOMAGUS
Marcomagus ist ein römerzeitlicher Siedlungsbezirk an der Römerstraße Trier–Köln. Er ist im Itinerarium Antonini als „Marcomago Vicus“ und auf der Tabula Peutingeriana als „Marcomagus“ verzeichnet.(Bild unten)

Der Eifelort Marmagen im Kreis Euskirchen leitet seinen Namen von diesem römischen Vicus ab. Die heutige Ortslage von Marmagen weist aber keine nennenswerten römischen Siedlungsspuren auf. Marmagen geht daher wohl auf eine oft vorkommende Namensübertragung in merowingischer Zeit, d. h. im 6. oder 7. Jahrhundert, oder danach zurück.

Marcomagus ist zwischen Marmagen und Nettersheim an der Urft anzunehmen. Der ursprüngliche Straßenvicus entwickelte sich in der römischen Kaiserzeit zu einem umfangreichen Siedlungsbezirk mit Tempelanlagen, Werk- und Fabrikationsplätzen und einem dementsprechenden dichten Netz von Wegen und Straßen. Eine hohe Funddichte römischer Spuren belegt eine kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit. In der Nähe von Marcomagus beginnt in der Flur „Grüner Pütz“ die römische Eifelwasserleitung, der sogenannte Römerkanal, der Eifelwasser in die Colonia Claudia Ara Agrippinensium, das römische Köln, leitete.

Seit 2009 wird in der Gemarkung Nettersheim an der Urft der römischer Vicus archäologisch untersucht.

Mitten durch den Vicus verlief die römische Fernstraße von Trier nach Köln. Im Bereich „Auf der Alten Gasse“ zwischen „Görresburg“ und „Steinrütsch“ befanden sich Streifenhäuser aus Bruchstein oder Fachwerk entlang der hier 8 m breiten Fernstraße.

Die Befunde im Vicus deuten daraufhin, dass er im letzten Drittel des 3. Jahrhunderts von einer Brandkatastrophe heimgesucht wurde, in deren Folge die Gebäude im Bereich „Auf der Alten Gasse“ weitgehend aufgegeben wurden. Die Brandkatastrophe hängt wohl mit einem Germaneneinfall zusammen.

Der „Steinrütsch“ war wahrscheinlich das Siedlungszentrum des Vicus, der vom 1. bis ins frühe 5. Jahrhundert bestand. Dort wurde auch ein großes Hofgebäude entdeckt, das vielleicht die Station der Benefiziarier (Straßenpolizisten) war, die auf den Weihesteinen von dem Matronenheiligtum „Görresburg“ genannt werden. Bevor der von Trier kommende Reisende die Urft überquerte, musste er in der Spätantike am „Steinrütsch“ ein Kleinkastell passieren. Funde von Metallschlacken und von Überresten birnenförmiger Schmelzöfen auch außerhalb des „Steinrütsch“ belegen, dass im Vicus intensiv Eisen produziert wurde.


Bild oben: Ansicht des Vicus mit den bisher bekannten Siedlungselementen im 2.-3. Jahrhundert (Rekonstruktion A. Schmickler-2014) Rechts vorne: Matronenheiligtum Görresberg.(=Göttersberg)

Bild unten: Ansicht des Kastells beim Vicus aus nördlicher Richtung mit spätrömischer Brücke über die Urft (Rekonstruktion A. Schmickler-2014)

Die Görresburg ist ein Tempelbezirk, in dem die Matronae Aufaniae verehrt wurden. Das Matronenheiligtum wurde schon im Jahre 1909 von Joseph Hagen und Hans Lehner archäologisch untersucht und in den Jahren 1976 und 1977 teilrekonstruiert. Auch bei den Ausgrabungen seit 2009 wurde das Matronenheiligtum erneut archäologisch untersucht. Das Heiligtum existierte noch nicht in vorrömischer Zeit, sondern seit der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts; aus dieser Zeit stammte ein kleiner bei den Ausgrabungen gefundener Erdaltar, der der Mittelpunkt eines mit einem Holzzaun eingefriedeten kultischen Bereichs war, und mehrere Gruben, in denen sich zum Teil auch Asche befand. Der heute rekonstruierte Haupttempel wurde Mitte des 2. Jahrhunderts errichtet. Das Heiligtum bestand wahrscheinlich bis Anfang des 5. Jahrhunderts.


Marcus Pettronius Patroclus, Gaius Lucretius Fatius und Marcus Aurelius Agripinus waren drei von den Straßenpolizisten, Benefiziarier, die von den Inschriften der an der "Görresburg“ gefundenen Matronensteine bekannt sind.

Die übersetzten Inschriften auf den drei Weihesteinen lauten:

1. »Den Aufanischen Matronen hat Marcus Pettronius Patroclus, Straßenpolizist im Stabe des Statthalters und zum zweiten Male auf Posten, sein Gelübde gerne und nach ihrem Verdienst eingelöst.«

2. »Den Aufanischen Matronen hat Gaius Lucretius Fatius, Straßenpolizist im Stabe des Statthalters, gerne und nach ihrem Verdienst sein Gelübde eingelöst.«

3. »Den Aufanischen Göttinnen für das Heil des unbesiegten Kaisers Antonius hat Marcus Aurelius Agripinus, Straßenpolizist im Stabe des Statthalters, sein Gelübde gerne und nach Ihrem Verdienst eingelöst« (Weihestein Bild links)

Sanskrit {S} mārga – Weg;(10); Old Marathi: mārga – Weg, Strasse;(38)

Gälisch {G} magh – Feld, ebenes Gebiet oder Gelände;(1)

MARCOMAGUS: Siedlung (Gelände) an der Strasse



RIGODULUM 

Riol ist eine Ortsgemeinde im moselfränkischen Sprachraum im Landkreis Trier-Saarburg in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Schweich an der Römischen Weinstraße an. Riol liegt am rechten, südlichen Ufer der Mosel zwischen den Nachbarorten Longuich oberhalb und diesseits und Mehring unterhalb und jenseits der Mosel. An der Gemarkungsgrenze zu Longuich mündet der Feller Bach in die Mosel.

Schon in der Antike machte sich Riol im Jahre 70 n. Chr. einen Namen durch die von römischen Historiker Tacitus geschilderte Schlacht bei Rigodulum, bei der die von Quintus Petilius Cerialis geführten Römer ein Militärkontingent des keltisch-germanischen Volksstammes der Treverer unter Iulius Valentinus besiegten. Im vierten Buch beschreibt er detailliert ein schweres Gefecht gegen den Stamm der Treverer, der sich dem großen Aufstand gegen die römische Herrschaft über das linksrheinische Germanien angeschlossen hatte. Im Frühjahr 70 zog deshalb die 21. Römerlegion gegen die Treverer. Sie brachte den Kelten erst bei Bingen eine empfindliche Niederlage bei und stellte sie dann kurz darauf bei Riol zur Entscheidungsschlacht.

Tacitus schreibt, wie eine „große Truppe Treverer“ unter der Führung eines gewissen Valentinus sich auf den Anhöhen zwischen Gebirge und Mosel verschanzt hatte. Da die Germanen sich beeilten ihre Stellungen innerhalb kürzester Zeit mit Gräben, Brustwehren und Steinen weiter zu verstärken, führten der römische Feldherr Cerialis seine Truppen in Eilmärschen vor den Ort und befahl umgehend den Angriff. Als es zum Gefecht kam, wurden die ‚Germanen‘ hinweggefegt „und stürzten wie Ruinen übereinander“.

Nach seinem Sieg bei Rigodulum/Riol konnte der römische Feldherr Cerialis  ohne Probleme den Hauptort der Treverer, Augusta Treverorum, das heutige Trier einnehmen. Die Stadt kapitulierte am nächsten Tag. Aus „Furcht, seinen Namen zu schänden, hielt er die Soldaten vom Brandschatzen zurück“, schreibt Tacitus weiter.

Bild oben: Blick über die Mosel und Riol auf die Hügel unterhalb der Berge  (Ort der Kämpfe Römer/Treverer)

Gälisch {G} righe – Abhang, Fuss eines Berges; righe – 1. Gebiet, Feld, Gelände; 2. Talsohle;(1) / Kurdisch: rik – Abhang, Gefälle;(30)

Walisisch: tyle [tūle:] – Hügel, Berg, Anhöhe, Anstieg, Abhang;(33)

RIGODULUM: Gebiet / Gelände bei den Anhöhen / Abhängen bzw am Fuß der Berge


VINDOBALA

Vindobala war ein römisches Hilfstruppenkastell und stand nahe dem Weiler  Rudchester, Parish Heddon-on-the-Wall, County Northumbria, England.

Es gehörte zu der aus insgesamt 16 Kastellen bestehenden Festungskette des Hadrianswalls (per lineam valli) und sicherte dessen östlichen Abschnitt. Das Lager wurde, mit einer längeren Unterbrechung, vermutlich von 122 bis 400 n. Chr. vom Militär genutzt.

Der antike Ortsname Vindobala ist aus der Notitia Dignitatum aus dem späten vierten oder frühen fünften Jahrhundert und der Cosmografie des Geografen von Ravenna des siebten Jahrhunderts bekannt. In diesen Dokumenten scheint es als Uindobala und Vindovala auf. Der Name leitet sich aus dem Keltischen ab.

Das Kastell von Rudchester ist das vierte Glied in der Festungskette des Hadrianswalls (vallum aelium). Es befindet sich etwa elf Kilometer von Benwell entfernt, stand am höchsten Punkt eines flachen, leicht nach Süden abfallenden Bergrückens zwischen dem March Burn im Westen und den Rudchester Burn im Süden und Osten.

Ab 212/213 gehörte die Region um Vindobala zur Provinz Britannia inferior, ab dem 4. Jahrhundert zur Provinz Britannia secunda.

Der Kastellhügel war schon seit vorrömischer Zeit besiedelt. Bei den Grabungen konnten u. a. prähadrianische Pflugmarken in der Tonschicht unterhalb des römischen Bodenhorizonts beobachtet werden. Ursprünglich stand dort eine keltobritische Siedlung. (Weitere Infos zum Lager siehe Wikipedia)

Der Ortsname leitet sich wie folgt ab:

Gälisch {G}  fian – Krieger (warrior), fiannaidh- Held (hero), fion – Anführer, Oberhaupt und  bal- Dorf, Siedlung (village); (1)

VINDOBALA: Siedlung, Gehöft eines Kriegers, Helden bzw. Anführers

VINDOLANDA

Vindolanda war ein römisches Hilfstruppenkastell, nahe der Gemeinde Bardon Mill/Henshaw, Ortsteil Chesterholm, Grafschaft Northumberland, England.

Die Kastellbesatzung Vindolandas war anfangs für Sicherungs- und Überwachungsaufgaben an der Grenze und später für die Kontrolle des Hinterlandes des Hadrianswalls zuständig. Aufgrund der Lage am äußersten Rand einer der abgelegensten Provinzen Roms waren die Bewohner Vindolandas in hohem Maße von der Nutzung vor Ort vorhandener Ressourcen abhängig. Vindolanda wurde in der ersten Phase der Etablierung der Nordgrenze des römischen Britanniens, in den Jahrzehnten vor dem Bau des Hadrianswalls gegründet. Das Kastell war durchgehend vom 1. Jahrhundert bis zum Ende der römischen Herrschaft im frühen 5. Jahrhundert Teil der Grenzsicherungsanlagen des römischen Reiches.

Bild links: Luftaufnahme des Kastellareals und des Vicus (2010)

1914 fand ein Arbeiter bei der Suche nach einem Brunnen 110 Meter westlich des Kastells einen Altar aus Sandsteind essen Inschrift den antiken Namen der Siedlung enthüllte. Der Altar stammt wahrscheinlich aus den Jahren zwischen 223 und 225. Der Standort wird auch in den beiden wichtigsten spätantiken Schriftquellen erwähnt. In der Notitia Dignitatum (4./ 5. Jahrhundert) erscheint es als Vindolana zwischen Borcovicio (Housesteads) und Aesica (Great Chesters). In der Kosmographie des Geographen von Ravenna (7. Jahrhundert) findet man es als Vindolanda, wo es zwischen den Einträgen für Camboglanna (Castlesteads) und Longovicium (Lanchester) angeführt ist. Der Ortsname erscheint auch in einer der Vindolanda-Tafeln. Er lässt sich aus dem Keltischen ableiten.

Es stand etwa drei Kilometer südlich des Hadrianswalls in der Nähe von Hexham etwa 40 km von Luguvalium (Carlisle) im Westen entfernt. Die römische Festung mit den dazugehörigen zivilen Siedlungen und Gräberfeldern befanden sich unmittelbar südlich der Stanegate-Straße. Letztere verband Corbridge im Osten mit Carlisle im Westen an der Küste von Cumbria. Das Kastell stand im Trogtal des South Tyne, am Ostrand eines 154 × 93 Meter großen, leicht nach Südwesten abfallenden, 160–165 Meter hohen Plateaus zwischen den Wasserläufen des Doe Sike im Westen und den Chainley Burn im Osten. Von dort aus hatte man einen guten Blick auf das dicht bewaldete Allen-Tal und den Mittelgebirgszug der Pennines. Nach Osten hin war die Sicht durch den Barcombe Hill und die Cod-Law-Ridge im Norden etwas eingeschränkt. Letztere verdeckte vor allem die Sicht auf den Höhenzug der Whin Sills.

Im späten 2. Jahrhundert gehörte die Region zur Provinz Britannia inferior, ab dem 4. Jahrhundert zur Provinz Britannia secunda.

Der mutmaßliche antike Name der zum Lager gehörenden Zivilsiedlung -Vindolanda Textoverdurum- ist von einem Altar des Vulcanus bekannt, der 120 Meter westlich des Kastells im Bereich des Lagerdorfes (vicus) entdeckt wurde. Die Bezeichnung „vicani“ auf seiner Inschrift kann als ‚Dorfbewohner‘ übersetzt werden. (Mehr zum Kastell Vindolanda bei Wikipedia)

Der Ortsname Vindolanda dürfte sich auf eine Vorgängersiedlung (ähnlich wie bei Vindobala) im Umfeld des Kastells bezogen haben.

Gälisch {G} fian – Krieger (warrior), fiannaidh- Held (hero), fion – Anführer, Oberhaupt;(1)

lann – Haus, eingefriedetes Grundstück, Umhegung, Umzäunung;(1)

VINDOLANDA: Haus, Siedlung, Gehöft eines Kriegers, Helden bzw. Anführeres

TEXTOVERDURUM

tecto->Gälisch {G} taigh – Haus; teach – Haus, Wohnstätte, Wohnsitz (dwelling place);

Kornisch {K} ver – groß, bedeutend, umfangreich, großflächig;(3)

*Durum bedeutet in Anlehnung an das ‚Gälische‘: Befestigung, Verschanzung, Festung, Kastell;

Gälisch {G} tùr - Turm, Befestigung, Verschanzung, Fort, Festung, Kastell;

TEXTOVERDURUM: Wohnstätte (Siedlung/Dorf) am großen Fort;

CORSTOPITUM

Corstopitum  befand sich auf dem Gebiet der heutigen Ortschaft Corbridge/ Sandhoe, District Northeast, Grafschaft (County) Northumberland, England.

Der Ort war vom 1. bis zum 5. Jahrhundert einer der bedeutendsten Militärstützpunkte und Römerstädte am Hadrianswall. Die heute noch sichtbaren Überreste gehören größtenteils zur Zivilstadt an der Kreuzung der Dere Street und des Stanegate, die sich um ein Kastell und die Tynebrücke entwickelt hatte. Ein Legionsstützpunkt inmitten der Zivilstadt ersetzte später die Kastelle, die im 1. und 2. Jahrhundert dort gegründet worden waren. Nach Fertigstellung des Hadrianswalls wurde es zu einer der Nachschubbasen für die Garnisonen im Ostabschnitt des Walls ausgebaut. Im frühen 3. Jahrhundert spielte Coria noch einmal eine wichtige Rolle bei den Caledonenfeldzügen des Septimius Severus.



Bild oben: Corstopitum - Mögliches Aussehen der Stadt (Rekonstruktion)

Bis zum 4. Jahrhundert hatte der Ort die Ausmaße einer Kleinstadt erreicht. Corbridge blieb bis in die letzten Jahre der römischen Herrschaft über Britannien ein pulsierendes Handels- und Militärzentrum.

Der antike Ortsnamen scheint in den vier wichtigsten Schriftquellen des Altertums auf:

Corstopitum (Itinerarium Antonini), Coria (Geographica des Claudius Ptolemaeus),

Coria oder Coris (Vindolanda-Tafeln), Corielopocarium (Geograph von Ravenna).

Die Angelsachsen bezeichneten den Ort als Corchester, um 1050 stand dort auch wieder eine Brücke, Corebricg, auf die der heute gebräuchliche Ortsname größtenteils zurückgeht.

Die Bedeutung des Ortsnamens ist bis heute noch ungeklärt.

Kastelle und Stadt lagen direkt am nördlichen Flussufer, 28 km westlich von Newcastle und etwa 800 Meter westlich von Corbridge. Im Itinerarium Antonini des späten 2. Jahrhunderts werden alle Straßenstationen vom Hadrianswall bis nach Prätorium (Bridlington) an der Nordostküste Englands angeführt. Laut dem zweiten Eintrag war Corstopitum 20 Römische Meilen von Bremenium und 9 Meilen von Vindomora entfernt.

Corstopitum stand auf einer Anhöhe über dem Tyne. Diese fällt leicht nach Süden zum Fluss und im Westen zum Cor Burn ab. Im Norden läuft sie eben aus. Sie war damit am geographisch niedrigsten Punkt des Flusstales platziert. In der Nähe vereinigte sich der North- mit dem South-Tyne. Dort überquerte die Dere Street, in jener Zeit eine der wichtigsten Nord-Süd-Routen Britanniens, den Fluss. Sie betrat die Stadt etwas weiter westlich der heute sichtbaren Überreste. Etwa 4 km nördlich stand das Portgate, ein stark frequentierter Grenzübergang am Hadrianswall. In Coriosopitum traf die Dere Street auf den Stanegate, der als Ost-West-Verbindung zwischen Pons Aelius und Luguvalium (Carlisle) und zur Versorgung der Grenzgarnisonen verwendet wurde. Jeder, der rasch an die Westküste, nach Norden oder zur Mauer gelangen wollte, musste die Stadt passieren.

Wie aus den Bilder deutlich hervorgeht, war das Kastell und die Stadt auf instabilem Untergrund gebaut worden. Im Untergrund befinden sich meterdicke Torfmoorschichten, die beim Austrocken oder bei Belastung wellenförmige Oberflächenstrukturen bilden. Solche Strukturen sind z.B. seit 2019 auch in Oppenwehe Gemeinde Stemwede im nordrhein-westfälischen Kreis Minden-Lübbecke aufgetreten, wo die Strassen durch die trockenen Sommer der letzten Jahre zu regelrechten Buckelpisten geworden sind.

Die Bewohner von Corstopitum haben wahrscheinlich, wie man es bis heute noch ausführt, wenn man auf sumpfigem Boden Gebäude errichten will, angespitzte Pfähle in den Moorboden getrieben und darauf dann die Gebäudefundamente gegründet. Solche Pfahlgründungen führten die Römer auch bei der Errichtung von Brückenfundamente aus. Auch in der römischen Therme in Xanten wurden hölzere Fundamentierungspfähle entdeckt und  ausgegraben.

Bild unten: Pfähle aus der Therme von Xanten

Von diesen Pfahlgründungen leitet sich der Name von Corstopitum wie folgt ab:

Walisisch: {W} cors - Sumpf, Moor, Sumpfgebiet;(5) 

Irisch {I} corrach - Sumpf, Moor;(12)

Gälisch {G} stob –Pfahl (stake), zugespitzter Pfosten (any sharp-pointed stake or stick) ; / stobadh – Pfähle in den Untergrund rammen (act of driving stakes into the ground); du - Siedlung, Wohnstätte; duam - Stadt;(1)

CORSTOPITUM: Stadt auf in den Boden getriebenen Pfählen [gebaut]/ (Town standing/built on stakes)

 


CORIELOPOCARIUM: Walisisch: {W} cors - Sumpf, Moor, Sumpfgebiet;(5)

Gälisch {G} lùb –Windung, Krümmung, Wölbung, bogenförmiger Verlauf, Kurve, Biegung (loop);(1) càr,carr – Sumpf, Sumpfland, Moor;(1)

CORIELOPOCARIUM: Stadt auf welligem Sumpfland [stehend oder gebaut]



Bild links: Corstopitum: Altar von Terentius dem Apollo Maponos gewidmet



CONDERCUM

Condercum war ein römisches Reiterkastell der Hilfstruppen und stand auf dem Gebiet von Benwell (1050 genannt ‚Bynnewalle‘)/Condercum Estate, einem Stadtteil von Newcastle upon Tyne (Metropolitan County), Tyne and Wear, England.

Es gehörte zu der aus insgesamt 16 Kastellen bestehenden Festungskette des Hadrianswalls und sicherte dessen östlichen Abschnitt. Das Lager wurde etwa 300 Jahre, vermutlich von 122 bis 400 n. Chr., vom Militär genutzt. Überregional bekannt geworden ist die Ausgrabungsstätte durch den mit einem Torbau gesicherten Übergang am südlichen Graben des Walls und einen Tempel des Antenociticus. Condercum -eine keltische Bezeichnung-ist nur aus einer einzigen antiken Schriftquelle, der Notitia Dignitatum bekannt. In der Ravenna Cosmographie des 7. Jahrhunderts wird der Ort als Condecor bezeichnet.

Condercum war das dritte Glied in der Festungskette des Hadrianswalls . Die Überreste des Kastells befinden sich etwa vier Kilometer westlich des Stadtzentrums von Newcastle auf dem 127 m hohen Benwell Hill. Von hier aus konnte man u. a. das Flusstal des Denton Burn im Westen und die Mündung des Derwent in den Tyne (Tinea) im Süden gut einsehen und den Verkehr auf dem Fluss überwachen. Im späten 2. Jahrhundert gehörte die Region um Condercum zur Provinz Britannia inferior, ab dem 4. Jahrhundert zur Provinz Britannia secunda.

Vom Kastell und dem Hadrianswall ist heute nichts mehr zu sehen. Relativ gut erforscht ist nur die raetentura (Hinterlager). Es wurde wahrscheinlich zwischen 122 und 124 errichtet und stand vermutlich bis in das späte 4. oder frühe 5. Jahrhundert in Verwendung. Das Lager hatte einen, nach NO ausgerichteten, quadratischen Grundriss mit abgerundeten Ecken. Es maß von Nord nach Süd ca. 170 m,  von West nach Ost 120 m und bedeckte eine Fläche von zwei Hektar.

100 Meter östlich des Kastells stand auf dem Boden der Zivilsiedlung ein kleiner Tempel, der dem keltobritischen Gott Antenociticus/Anocitius geweiht war. Er maß 15,3 Meter (West-Ost) × 18,80 Meter (Nord-Süd). Sein Südende wurde durch eine 5,4 Meter breite Apsis abgeschlossen. Der Tempel konnte über den Eingang östlich der Apsis betreten werden, vermutlich befand sich der Haupteingang aber ursprünglich im Norden.  Funde von verbrannten Balken und Dachziegeln lassen annehmen, dass er im späten 2. Jahrhundert durch ein Feuer zerstört wurde. In der Apsis des Tempels fanden sich drei Skelette. Danach wurde sein Areal – noch in römischer Zeit – offensichtlich als Friedhof genutzt.

In der Apsis war eine lebensgroße Statue des Gottes Antenociticus aufgestellt. Von ihr konnten der mit gelockten Haaren und Hörnern versehene Kopf  mit einem Halsring (Torques) und Fragmente eines Armes und eines Unterschenkels geborgen werden. Neben der Statue befanden sich  noch drei Weihealtäre des Gottes. Eine der Altarinschriften nennt einen Präfekten der Vangionenkohorte (Tineius Longus). In ihr wird auch der konsularische Statthalter von Britannien, Ulpius Marcellus, genannt. Dies lässt darauf schließen, dass der Tempel zwischen 178 und 180 erbaut worden sein muss. Der zweite Altar wurde von einem Zenturio der Legio XX dem Antenociticus und dem vergöttlichten Kaiser gewidmet. Artefakte des Antenociticuskults kamen an keiner anderen römischen Ausgrabungsstätte ans Tageslicht. Es wurden auch keine anderen Skulpturen der Gottheit gefunden. Diesbezügliche Inschriften oder Widmungen, die anderswo im Römischen Reich auftauchten, sind nicht bekannt. Neben dem Antenociticustempel wurde in Condercum noch eine große Zahl anderer Weihungen an verschiedene Gottheiten gefunden. Einzigartig ist darunter noch ein Weihestein an die "drei Lamien" (lamiis tribus).

làimh dhia – Hausgott, Gott der Hausgemeinschaft; (Penaten, Laren und Manen waren die Hausgöttern bei den Römern).

CONDERCUM: Gälisch {G} com – Schutz, Bewachung; cond –Schutz, Sicherung;  dearc – das Auge; dearc – schauen, Ausschau halten, beobachten;(1)

CONDERCUM: Wach- und Beobachtungsposten

Die Bedeutung des Namens Antenociticus ist im Verzeichnis  'Keltische Gottheiten' erklärt.




Kopf des Gottes Antenociticus


VERCOVICIUM

 

Vercovicium war ein römisches Hilfstruppenkastell in Northumbria, im Nordosten von England, Parish Bardon Mill (Housesteads Farm, Haydon Bridge), einem Ortsteil der Stadt Hexham. Es gehörte zu der aus insgesamt 16 Kastellen bestehenden Festungskette des Hadrianwalls  und sicherte dessen mittleren Abschnitt. Das Lager wurde etwa 300 Jahre, vermutlich von 122 bis 400 n. Chr., vom Militär genutzt. Vercovicium wurde über dem dort schon bestehenden Wall und einem Wachturm auf einem leicht geneigten Hang errichtet. Das Kastell wurde mehrmals repariert und umgebaut. Die heute sichtbaren Mauerreste stammen zum überwiegenden Teil aus der späten Regierungszeit des Hadrian (um 138) und dem 3. Jahrhundert n. Chr. Sein Areal fällt nach Süden und Westen leicht ab. Von dort aus hatte man eine hervorragende 

Bild links: VERCOVICIUM im 2. Jahrhundert (Kastell und Vicus)   

Sicht auf das Umland. Im späten 2. Jahrhundert gehörte die Region um Vercovicium zur Provinz Britannia inferior, ab dem 4. Jahrhundert zur Provinz Britannia secunda. Der antike Ortsname bezog sich wohl in erster Linie auf die Zivilsiedlung südlich des Kastells. Eine beim Kastell aufgefundene Altarinschrift, gewidmet von der friesischen Kohorte dem Mars Thincsus und den Alaisiagae, enthält die Buchstaben „VER“. Neben seiner militärischen Bedeutung war Vercovicium wohl auch einer der wichtigsten Kultplätze am Hadrianswall. Sieben oder acht Tempel und mindestens drei Schreine sind für Housesteads durch Altäre bezeugt. Bekannt sind ein Mithräum, ein Tempel der römisch-germanischen Gottheit Mars Thincsus und der Alaisiagae (Beschreibung siehe unter 'Keltische Gottheiten'), ein Schrein für Silvanus und Cocidius, den Matronen und – vermutlich – ein Nymphenheiligtum. In Housesteads wurden um die dreißig Weihealtäre ausgegraben.

VERCOVICIUM: Angelsächsisch: weorc - Militärarbeiten, Schanzarbeiten, Festungsbau, Befestigungsanlage; wic – Siedlung, Dorf, Kastell, Festung; (16)


VERCOVICIUM: Siedlung / Dorf bei der Befestigungsanlage, beim Kastell


FLANDERN

Zur Zeit des römischen Reiches zählte die Region zur Provinz Gallia Belgica bzw. in der Spätantike zur Belgica secunda. Ab dem ausgehenden 4. Jahrhundert gehörten die befestigten Städte und Kastelle an der Küste zum Limes der sog. Sachsenküste dessen Besatzungen unter dem Befehl eines Dux Belgicae secundae standen. Flandern wurde im Altertum von den keltischen Belgen (Moriner, Nervier, Aduaticer) und germanischen Menapiern bewohnt.

Der Name Flandern (mit bisher unbekannter Etymologie) kommt seit dem 7. Jh. vor und umfasste damals nur das von erblichen fränkischen Kronvasallen, den sogenannten Waldgrafen (forestarii), beherrschte Küstenland nördlich und westlich von Brügge (Municipium Flandrense). Die einheimischen Geschichtsschreiber erzählen, dass unter Karl dem Großen (754-814) und schon lange vorher Flandern von eigenen Herren unter dem Titel Forestarii verwaltet worden sei, und sie nennen als solche Liderich, Ingelram und Odacer.

FLANDERN Karte von 1609-'Flandia-Provincia-Galliae-Belgicae'

Niederbelgien

Das Niederbelgien genannte flandrische Tiefland besteht zunächst aus dem bis zu 30 m hohen Dünenzug hinter der rund 65 km langen Nordseeküste. Landeinwärts schließen sich dann hinter einem schmalen eingepolderten Marschensaum die aus Sanden und Lehmen bestehenden Geestplatten an. Sie sind flachwellige, 10 bis 30 m hohe Landschaften. Das im Norden gelegene Niederbelgien, das auf einer Höhe von null bis hundert Meter über Normalnull liegt, besteht aus fruchtbarem Marschland in Flandern

Auf den Dünenstreifen entlang der 65 km langen Flachmeerküste im Westen Niederbelgiens folgt landeinwärts, hinter der Küstenlinie, das flache und fruchtbare Marschland, das in der Vergangenheit stark unter Überschwemmungen zu leiden hatte und jetzt vollständig trockengelegt wurde mit Hilfe von Schleusen, die das Land vor Gezeitenerosion schützen. Zwischen dem Marschland im Westen und zwei Flüssen, der Leie und der Schelde, liegen die flämischen Niederungen, eine sandige Region, mit einigen Hügeln, u.a. Kemmelberg und Kluisberg. An das flämische Tiefland schließt sich im Osten das Kempenland an: Der Boden ist unfruchtbar, und die Landschaft besteht vor allem aus Tannenwäldern, Heide, Weihern, Mooren, Weiden und Maisfeldern. (Wikipedia)

Bretonisch {Bret} : flondrenn – Tiefland, Tal;(7)

MENOSGADA

Menosgada war eine vom griechischen Geographen Claudius Ptolemäus erwähnte (keltische) Metropole, die sich wahrscheinlich auf dem Staffelberg (nahe Bad Staffelstein im oberfränkischen Landkreis Lichtenfels/Bayern) befand.

Die Bezeichnung Menosgada tauche erstmals in der Geographia von Ptolemäus auf, wobei aus der Namensgebung aktuell auf einen Ort am Main geschlossen wird. Auch die Koordinaten die Ptolemäus angibt, würden auf einen Standort in Nordbayern hinweisen. Der um 100 nach Christus in Ägypten geborene Claudius Ptolemäus war griechischer Abstammung und hat in Alexandria als Mathematiker, Geograf, Astronom, Astrologe, Musiktheoretiker und Philosoph gewirkt.

Den Funden nach besiedelten schon vor 7000 Jahren Menschen das markante Hochplateau des Staffelberges.    

In der Hallstattzeit siedelten dort oben dann bereits Kelten und während der Spät-La-Tène-Zeit zwischen etwa 120 und 30 vor Christus wurde die einfache frühkeltische Wehranlage zu einem 49 Hektar großen Oppidum ausgebaut, das mit einer 2800 Meter langen Schutzmauer und Fallgruben gegen das benachbarte Albgelände gesichert war. Auf dem obersten Plateau wohnten die Adligen wie auf einer Akropolis, um den Gipfel herum siedelten sich Handwerker, Händler und das gemeine Volk an.

Menosgada wurde kurz vor der Zeitenwende verlassen und aufgegeben, als die Römer versuchten, von Mainz (Mogontiacum) aus den Main entlang nach Osten bis zur Elbe vorzudringen.

Keltenmetropole auf dem Staffelberg (Mögliches Aussehen)

Meiner Meinung nach hat die Bezeichnung ‚Menos‘ in ‚Menosgada aber nichts mit dem Fluss Main zu tun, denn in zeitgenössischen römischen Texten wird der Main mit „Moenus“ bezeichnet:

Bei Tacitus (1. Jahrh.): ‚Rhenum et Moenum amnes..‘ (Tacitus, Germania 28)                

Bei Plinius (1. Jahrh.): ‚ in Moeno Germaniae amne..‘ (Plinius, naturalis historia I 45)

Bei Ammianus Marcellinus (4. Jahrh.): ‘ trans Moenum nomine fluvium..‘ (Res Gestae)

Das keltische Wort Mo-enos bedeutet : das sehr grosse Wasserr, der sehr große Fluss (Erklärung dazu auf meiner Website ‚www.vorzeitwissen.de‘ unter Flüsse/Gewässer - Main).

Menosgada lässt sich ableiten von: Keltisch/Bretonisch: menez – Berg; (7)  

Old Marathi: gadi – Festung; gādha – stark, solide,fest, kräftig;  ghata – Hügel, Berg; (38)

MENOSGADA also: Bergfestung – was ja auf den Staffelberg zutreffen würde!

Staffelberg im abendlichen Gegenlicht